Es waren einmal zwei
Mäuschen, Singeschön und Springeschön, und der Hahn Schreihals. Die
Mäuschen sangen und tanzten, drehten und wendeten sich von morgens bis
abends. Der Hahn aber weckte alle mit seinem Lied, kaum das der Morgen
graute, und machte sich dann an die Arbeit. Einmal fegte der Hahn den
Hof und sah eine Weizenähre liegen. "Singeschön und Springeschön",
rief er, "seht, was ich gefunden hab'!" Die Mäuschen liefen
herbei und sagten: "Sie muss gedroschen werden." "Wer
soll sie dreschen?" fragte der Hahn. "Ich nicht!" rief
das eine Mäuschen. "Ich auch nicht!" rief das andere.
"Schon gut", entgegnete der Hahn, "ich werde sie
dreschen." Und er ging an die Arbeit.
Die Mäuschen indessen
spielten Ball. Als der Hahn fertig war, rief er: "He, Singeschön,
he, Springeschön, seht nur, wieviel Korn ich gedroschen habe!" Die
Mäuschen kamen angelaufen und piepsten: "Jetzt muss das Korn zur
Mühle geschafft und Mehl daraus gemahlen werden." "Wer soll
es zur Mühle schaffen?" fragte der Hahn. "Ich nicht!"
rief Singeschön. "Ich auch nicht!" rief Springeschön.
"Schon gut", sagte der Hahn, "ich schaffe es selber
fort." Er lud sich den Sack auf den Rücken und ging los.
Die
Mäuschen indessen vergnügten sich beim Bockspringen. Von der Mühle
zurückgekehrt, rief der Hahn wiederum die Mäuse: "Kommt her
Singeschön und Springeschön, ich habe Mehl gebracht. "Die Mäuse
hüpften herbei, schauten und konnten ihn nicht genug loben: "Ei,
das ist ein Hahn! Ei, so ein Prachtkerl! Jetzt muss Teig eingerührt und
Kuchen gebacken werden." "Wer soll den Kuchen backen?"
fragte der Hahn. "Ich nicht piepste Singeschön. "Ich auch
nicht!" piepste
Springeschön. Der Hahn dachte lange nach und
sagte: "Dann muss ich es wohl machen." Er rührte den
Kuchenteig ein, schleppte Holz heran und heizte den Ofen. Und als der
Ofen heiß genug war, schob er den Teig hinein. Die Mäuschen indessen
waren nicht müßig. Sie sangen und tanzten.
Als der Kuchen braun war,
stellte der Hahn ihn auf den Tisch - und schon waren die Mäuschen da,
man brauchte sie nicht erst zu rufen. "Ach wie bin ich
hungrig!" piepste Singeschön. "Ach wie knurrt mir der
Magen!" piepste Springeschön. Flink setzten sie sich an den Tisch
zum Essen.
Der Hahn aber hielt sie zurück. "Langsam, langsam! Sagt
mir zuerst: Wer hat die Ähre gefunden?" "Du", riefen die
Mäuschen laut. "Und wer hat sie gedroschen?" fragte der Hahn
weiter. "Du", klang es schon leiser. "Und wer hat das
Korn zur Mühle geschafft?" "Auch du", antworteten
Singeschon und Springeschön ganz leise. "Und wer hat Kuchenteig
eingerührt, Holz geschleppt, den Ofengeheizt?" "Alles hast du
gemacht, alles du", piepsten die Mäuschen kaum hörbar. "Und
was habt ihr gemacht?"
Was gab es da schon zu antworten? Singeschön und Springeschön krochen
vom Tisch, und der Hahn ließ sie gehen.
Wer wird auch solche Faulpelze
und Liederjane obendrein noch mit Kuchen bewirten.
(Ukrainisches Volksmärchen)
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