Es war einmal eine Henne, die hatte neun Küken. Eins
davon hieß Pipka. Wenn die Henne ein Körnchen gefunden hatte, freuten
sich acht Küken. Nur Pipka, das neunte, war betrübt und sprach zu sich
selbst: "Schade dass wir neun sind! Wäre ich allein, wäre jedes
Körnchen mein!" Eines Tages versprach die Henne den Küken,
ihnen vom Felde eine Ähre mitzubringen. Sie flog über den Zaun, und
die Küken warteten auf dem Hof. Pipka aber dachte: "Ich will der
Mutter entgegengehen und sie um die ganze Ähre bitten." Sie machte
sich heimlich auf den Weg, kam aber nicht weit. Im Garten war eine
Grube. Pipka sah die Grube in der Eile nicht, fiel hinein und konnte
nicht mehr heraus. Sie klagte, jammerte, aber niemand hörte ihr
Wehgeschrei.
Die Henne kehrte inzwischen auf einem anderen Wege nach
Hause zurück. Als sie die Küken zählte, fehlte eins. Sie fragte:
"Wo ist unsere Pipka?" Aber keines wusste etwas. Die Küken
begannen im Hofe zu suchen, und eines kam sogar in den Garten. Dort
hörte es, wie jemand jammerte. Es lief der Stimme nach, bis es die
Schwester in der Grube fand. "Warte, Pipka, ich werfe dir einen
Zweig hinein, dann kannst du heraushüpfen!" Pipka stellte sich auf
den Zweig, konnte aber aus der Grube nicht heraus.
Da trug das Küken
trockenes Laub, kleine Äste, Sand und Steinchen zusammen, und warf sie
hinein. Aber die Grube war immer noch zu tief. Pipka jammerte und
weinte. "Niemals werde ich hier herauskommen. Ich Arme! Schade,
dass die übrigen nicht hier sind!" Das Küken lief also, um die
anderen zu holen. Nun trugen sie alle gemeinsam Holzstückchen,
Blätter, Kieselsteine, Strohhalme, trockene Zweige, Gras, Erdkrumen,
kurz - alles, was sie im Garten fanden, herbei. Die Grube füllte sich
schnell, und Pipka hüpfte immer höher. Auf einmal -hopp!- sprang sie
aus der Grube heraus.
Sie freute sich und sagte: "Es ist doch gut,
dass wir neun sind! Wäre ich allein gewesen, hätte ich in der Grube
verhungern müssen."
(Josef Kozisek)
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